Mach was mit Impact!
Artur Fischer - Head of People & Culture
Once Upon a Time
Im Jahr 2015 habe ich nach vier Jahren wieder den Weg in die Raumschmiede (damals Möbel im Netz GmbH) gefunden. Weg aus einer Konzernwelt mit starren Hierarchien und langen Entscheidungswegen wollte ich wieder etwas mit Impact machen, mich mit eigenen Ideen einbringen und beobachten, welche Auswirkungen das eigene Tun auf das Unternehmensergebnis hat und somit die Zukunft aktiv mitgestalten.
Zu diesem Zeitpunkt hat HR in der Möbel im Netz, außer den üblichen Tätigkeiten wie der Personalbeschaffung und der Sachbearbeitung, überhaupt keine wichtige Rolle gespielt. Eher eine Nebentätigkeit, die bei Bedarf nebenbei ausgeführt wurde. Der Fokus lag ganz klar auf der Umsatzgenerierung und der Kundenzufriedenheit. Was für ein Unternehmen auch äußerst wichtig ist. Zu diesem Zeitpunkt wurde noch nicht wahrgenommen, dass die ambitionierte Wachstumsstrategie nur Hand in Hand mit einer zukunftsorientierten HR-Strategie gehen kann. Ohne Top-Personal wird es schwierig bzw. unmöglich, die anspruchsvollen Ziele langfristig und vor allem auch nachhaltig zu erreichen. Je größer das Unternehmen wird, desto größer wird auch die Last, die von den wichtigen Säulen getragen werden muss. Gibt es diese Säulen im Unternehmen nicht oder brechen sie mir mit der Zeit weg, kann man sich ausmalen was passiert. Die eine Priorität war daher, langfristig zu gewährleisten, dass Top-Personal eingestellt wird, die andere, dass die richtigen Dinge getan werden, um die Kolleg*innen im Unternehmen zu halten und zu entwickeln!
Zu dieser Zeit hat sich bereits stark gezeigt, dass wir uns tief im War for Talents befinden. Der Bewerbungseingang hat mit der Zeit vor allem qualitativ abgenommen. Durch den demografischen Wandel, den technologischen Fortschritt und die kontinuierlichen Veränderungen am Arbeitsmarkt musste die Art und Weise, wie die Arbeitswelt in der Möbel im Netz GmbH bisher gestaltet wurde, komplett überdacht werden. Der erste wichtige Step war getan: Im August 2015 hat die Geschäftsführung unter den oben geschilderten Aspekten sein Commitment dafür gegeben, die HR-Strategie an der Unternehmensstrategie auszurichten.
Unser Ziel: Einen bestmöglichen Rahmen für ein motivierendes und wertschätzendes Umfeld zu schaffen und somit die Entwicklung von Teams und Talenten weiter fördern. Kurzum: Ein Arbeitgeber zu sein, auf den man stolz sein kann und bei dem man bleiben möchte.
Wenn man ein Unternehmen betritt, bekommt man sehr schnell einen ersten Eindruck der Unternehmenskultur. Ist man dazu noch gut vernetzt und kennt die Prozesse und die Organisation, kann man sich sehr schnell ein erstes Bild machen. Eine reine Vermutung hat jedoch nicht gereicht. Ich wollte schwarz auf weiß sehen, wie zufrieden die Kolleg*innen in der Möbel im Netz GmbH waren. Standen sie im Mittelpunkt? Waren sie zufrieden? Sind sie gerne zur Arbeit gekommen? Konnten sie sich einbringen und kannten sie ihren eigenen Beitrag am Unternehmenserfolg? Wie sah es mit dem Purpose aus? Das und vieles mehr waren Fragen, die uns brennend interessierten.
Als noch kleines und familiäres Unternehmen hat man mit den Kolleg*innen eine enge Verbindung, jedoch werden bestimmte Themen nicht immer von jedem offen und direkt angesprochen. Unsere erste Maßnahme war deshalb die Durchführung einer anonymen Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit. An dieser Stelle war uns klar, dass eine regelmäßige Umfrage und die Umsetzung der daraus ergebenden Maßnahmen zur obersten Priorität wurde. Die Umfrage und die Maßnahmen sollten kein Strohfeuer sein. Egal, wie das Ergebnis der Umfrage auch ausfallen würde!
Bis dato gab es sechs umfassende Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit in einem jährlichen Turnus. Ich kann mich noch an das Ergebnis der ersten Umfrage erinnern. Da kamen einige Dinge auf, die keiner so richtig auf dem Schirm hatte. Positiv wie negativ. Daher war für mich die Einstellung der Geschäftsführung bemerkenswert. Die Kritik wurde sehr konstruktiv bewertet, auch wenn manche Punkte nicht schön zu lesen waren. So galt es anschließend: Kurz sacken lassen, dann die Ärmel hochkrempeln und sich gemeinsam an die Arbeit machen. Von diesem Tag an wurde die Mitarbeiterzufriedenheit zu einer richtigen Leidenschaft der Geschäftsführung.
Nach der Verschmelzung im Jahr 2019 zur Raumschmiede war es dann endlich soweit: Die erste gemeinsame Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit an den Standorten Genderkingen, Heubach und Kiew stand in den Startlöchern.
B Impact Assessment
Wir wollten nach neutralen Maßstäben eine eigene Umfrage zur Sicherstellung der Mitarbeiterzufriedenheit durchführen, um konkret auf Basis des B Impact Assessments auf die Sustainable Development Goals (SDGs) der United Nations einzuzahlen. Das B Impact Assessment bietet vielfältige Möglichkeiten, wenn es um die Reflektion des eigenen Wirkungskreises geht. Mit seinen 5 Säulen (Workers, Governance, Environment, Community & Customers) bildet es ein sehr diverses Spektrum ab, um das eigene Geschäftsmodell in sämtlichen Fragestellungen zu reflektieren und neu zu denken. Im Fall der Mitarbeiterzufriedenheit zahlen wir sogar direkt auf eines der SDGs ein:
Die 5 Säulen des B Impact Assessment:
Unsere Mitarbeiterumfrage 2020
Levent Beyer - Werkstudent
Die Befragung
Zwei Wochen lang hatten alle Kolleg*innen die Möglichkeit, anonym an der Umfrage teilzunehmen und die Arbeit bei der Raumschmiede zu loben – aber vor allem auch ihr ehrliches und konstruktives Feedback mitzuteilen. Erklärtes Ziel der Umfrage war, das aktuelle Stimmungsbild im Unternehmen zu erfassen und eine Entscheidungsgrundlage für Verbesserungen der Mitarbeiterzufriedenheit zu schaffen.
Der Fragebogen war in verschiedene Themenblöcke unterteilt (u. a. Arbeitsklima, Geschäftsführung, Kommunikation) und beinhaltete sowohl geschlossene als auch offene Fragen. Mit der Integration offener Fragen geht zwar ein wesentlich höherer Auswertungsaufwand einher, die Erkenntnis ist am Ende aber wesentlich höher. Deshalb haben wir uns für diesen Fragen-Mix entschieden.
Nach der Auswertung aller Fragebögen wurden die Ergebnisse umfangreich im Rahmen einer digitalen Mitarbeiterversammlung Anfang Dezember 2020 geschildert und gemeinsam diskutiert. Im Folgenden wird ein Auszug der Resultate vorgestellt.
Ergebnisse
Die Raumschmiede – das ist ein Team, verteilt auf mehrere Standorte und in unterschiedlichste Fachbereiche. Doch welche Werte vereinen uns?
Die traditionelle Herangehensweise wäre: Die Geschäftsführung diktiert – jeder hat sich daran zu halten. Wir verfolgten stattdessen einen Bottom-Up-Ansatz: Im Rahmen der Umfrage konnte jeder Teilnehmer 3-5 Stichwörter nennen, welche in seinen Augen unsere Kultur beschreiben. So kann die Schnittmenge der Wertevorstellungen, die ohnehin bereits in der Belegschaft existiert, offengelegt und mit der eigenen Wahrnehmung verglichen werden.
Die meistgenannten Werte im Rahmen der Befragung stellen Fairness & Mitarbeiterorientierung dar. Zahlreiche Kolleg*innen nannten außerdem den Zusammenhalt am Arbeitsplatz bzw. die familiäre Atmosphäre. An dritter Stelle steht Agilität, welcher sich im Gegensatz zu den ersten zwei Werten mehr auf die Arbeitsweise und Organisation bezieht.
Hinweis: Um ein aussagekräftiges Ergebnis erzielen zu können, wurden bedeutungsgleiche Wörter zusammengefasst. Unter den Punkt "Zusammenhalt & Familiär" fallen bspw. auch Begriffe wie "Miteinander" oder "Kollegial".
Im folgenden Abschnitt wollen wir ein paar Zahlen aus der aktuellen Umfrage teilen:
Die Weiterempfehlungsquote ist im Vergleich zum Vorjahr um 8% gestiegen. Die meistgenannten Gründe für eine positive Einschätzung waren:
Positive Entwicklung des Unternehmens
Gutes Arbeitsklima, familiäre Stimmung
Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklungen
Flexibilität
Work-Life-Balance
Ergebnisse der Befragung
Die Werte in Klammern stellen die Veränderungen zum Vorjahr dar
Zufriedenheit
Unter den Befragten gaben 85% an, mit ihrem Job zufrieden zu sein und gerne zur Arbeit zu kommen. 2019 war dieser Wert noch 7% niedriger. Die genannten Gründe dafür sind vielfältig:
abwechslungsreicher Arbeitsalltag
flexible Arbeitszeiten
Homeoffice
gutes Arbeitsklima
Zusammenarbeit im Team
Arbeitsklima
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Arbeitsklima um drei Prozentpunkte verbessert, obwohl die Mehrheit seit Beginn der Pandemie meist von zuhause aus arbeitet und die persönlichen Kontakte zwischen Kolleg*innen stark reduziert wurden.
Einige Kolleg*innen äußerten den Wunsch nach mehr Teambuilding-Events. Aktuell ist das leider schwierig, aber nicht unmöglich. Deshalb haben wir während der Zeit digitale Alternativen ausprobiert, die sehr gut angekommen sind:
Remote-Mitarbeiterversammlung im Dezember
digitale Weihnachtsfeiern
digital Dinner & andere Team-Events
Hardware-Ausstattung
Gerade seit der Beginn der Pandemie ist eine zuverlässige IT noch einmal wichtiger geworden. Besonders deutlich wurde das, als die Mehrheit unserer Belegschaft kurzfristig für die Arbeit im Homeoffice gerüstet werden musste. Zahlreiche Kolleg*innen mussten mit Hardware wie Monitoren oder Docking-Stations ausgestattet werden – und das innerhalb weniger Tage.
Umso erfreulicher deshalb, dass unsere IT im Rahmen der Mitarbeiter-Umfrage sehr positiv bewertet wurde. Unter anderem gaben 87% an, mit der Hardware-Ausstattung am Arbeitsplatz zufrieden zu sein. Auch in anderen Fragen, etwa bezüglich der Reaktionszeit bei dringenden Anfragen, schneidet die IT ähnlich gut ab.
Umgang mit Corona
Im freien Textfeld wurde mehrmals angemerkt, man solle weiterhin an bestehenden Maßnahmen festhalten. Vereinzelt wurde geschrieben, man solle die Umsetzung der betrieblichen Schutzmaßnahmen (z. B. das Tragen von Mund-Nasen-Schutz, Einhalten von Mindestabstand) noch konsequenter einfordern.
Allen Kolleg*innen, bei denen die Möglichkeit der Arbeit im Homeoffice besteht, wurde in Rekordzeit die Arbeit daheim ermöglicht. Daher befindet sich die Mehrheit nicht im Office.
Für alle Kolleg*innen im Office werden alle notwendigen Hygienemaßnahmen eingehalten, damit die Ansteckungsgefahr weitgehend minimiert werden kann und alle gesund bleiben.
Ziele
Die Klarheit über die Zielrichtung der Geschäftsführung ist seit 2019 zwar um 11% gestiegen, im Vergleich zu den anderen Werten ist sie mit 64% allerdings relativ niedrig. Hier besteht also klar Handlungsbedarf. Deshalb wurden bereits Maßnahmen für mehr Transparenz und Klarheit ergriffen:
Sowohl die Ziele der einzelnen Teams, als auch die der gesamten Raumschmiede wurden im Kanal „Firmenweite Informationen“ in einem MS Teams Planner von den einzelnen Teams und Führungskräften hinterlegt. Somit ist auch allen Kolleg*innen bewusst, welchen Beitrag sie entlang der Wertschöpfungskette am Unternehmenserfolg leisten.
Vorgesetzte*r
Insgesamt gaben 77% an, mit den Vorgesetzten zufrieden zu sein. Gelobt wurde, dass man als Mitarbeiter*in Freiräume gewährt bekommt. Positiv wurde zudem kommentiert, dass Vorgesetzte stets als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Zu den lobenden Worten gab es auch konstruktive Kritik und Wünsche:
mehr Möglichkeiten der Kommunikation
mehr Feedback zur geleisteten Arbeit
mehr Präsenz
Hier setzen wir an, indem wir Feedback-Schulungen mit unseren Führungskräften durchführen. Ferner wurde noch einmal betont, dass Führungskräfte sich auch situationsbedingt über das Mitarbeitergespräch hinaus Zeit für jede*n Mitarbeiter*in nehmen sollten, falls notwendig/gewünscht. Der Wunsch nach mehr Präsenz ist leider der aktuellen Lage geschuldet.
Unsere Learnings
Artur Fischer - Head of People & Culture
Das Ergebnis der Mitarbeiterzufriedenheit hat uns gezeigt, dass sich die Raumschmiede seit der Verschmelzung 2019 auf einem guten Kurs bewegt, wir aber noch einen harten Weg vor uns haben, wenn wir die Zufriedenheit weiterhin verbessern möchten. Vor allem muss uns allen bewusst sein, dass die Mitarbeiterzufriedenheit kein Top-Down-Projekt vom Management ist, sondern jede*r Einzelne, egal ob Azubi*ne, Kolleg*in, Führungskraft oder Geschäftsleitung, Einfluss hat und auch mit für die Zufriedenheit im Unternehmen verantwortlich ist. Wir leben eine offene Feedbackkultur und sollten den Mut haben, unser ehrliches und konstruktives Feedback zeitnah und direkt über die verfügbaren Kanäle mitzuteilen. Wenn wir nicht wissen, was nicht gut läuft, können wir auch nicht gemeinsam an Lösungen arbeiten. An dieser Stelle spielt das Vertrauen eine fundamentale Rolle. Aus diesem Grund haben wir unseren Kolleg*innen im letzten Jahr die Möglichkeit gegeben, vier Vertrauenspersonen zu wählen, die als neutrale Ansprechpartner immer ein offenes Ohr für die verschiedenen Belange der Kolleg*innen haben und bei Konflikten, die nicht selbst gelöst werden können unterstützend zur Seite stehen.
Auch dieses Jahr werden wir uns Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit vornehmen. Vor allem in den Bereichen Kommunikation, Feedbackkultur, Führung und gemeinsamer Zielausrichtung gibt es noch viel Verbesserungspotenzial. Bereits durchgeführte Maßnahmen wie die transparente Veröffentlichung aller Unternehmen- und Teamziele zeigen, dass die Themen sehr ernst genommen und in äußerst schneller Zeit umgesetzt werden. Daher werden wir wieder alles dafür geben, Hindernisse transparent zu machen, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und somit aktiv gemeinsam unsere Zukunft zu gestalten.
Levent Beyer - Werkstudent
An der Mitarbeiterzufriedenheit kann man nur dann effektiv arbeiten, wenn man am Mitarbeiter selbst ansetzt und ihn ohne Furcht vor Konsequenzen zu Wort kommen lässt. Dazu dient auch weiterhin unsere Mitarbeiter-Umfrage: Als anonymes Sprachrohr für diejenigen, die sich gerne äußern möchten – ganz gleich, ob positiv oder negativ. Das Ergebnis hat uns gezeigt, was heute bereits gut läuft und in welchen Bereichen noch Verbesserungspotenzial existiert. Hier sind wir nun gemeinsam in der Pflicht, das Feedback in zukünftige Entscheidungen einfließen zu lassen.
Dabei werden wir auch an der Umfrage selbst ansetzen. Von vielen Seiten kamen sinnvolle Ideen und Verbesserungsvorschläge, welche bei der Gestaltung der Befragung 2021 berücksichtigt werden. Unter anderem werden wir die Umfrage dieses Jahr auch in polnischer und englischer Sprache anbieten, damit unsere Kolleg*innen am Standort Posen ebenfalls Feedback mitteilen können. Der Fragebogen selbst wird zudem in einigen Kernpunkten überarbeitet werden, um die Erkenntnis zu erhöhen und die Beantwortung zu erleichtern.
In einigen Aspekten hat das Umfrage-Ergebnis bereits erfolgreich Veränderungen angestoßen: Es wurde ein Verhaltensleitfaden für das digitale Miteinander erstellt, die Unternehmensziele werden transparent kommuniziert und die Weiterbildungsmöglichkeiten ausgebaut. Diese Fortschritte zeigen: Es geht voran, denn alle ziehen an einem Strang!